Kampfgeist bleibt unbelohnt
 
Spielstatistiken
Chemnitzer FC Einzelheiten SV Babelsberg 03
Hiemann
:
CFC - SV Babelsberg 03 0:1
Sa. 02.11.02 - 14.00 Uhr - 11. Spieltag
Zuschauer: 2330 (120)
 
Torfolge
    0:1 Chalaskiewicz (45.)
   
   
 
Schiedsrichter
Grabanowski
Herber
Schmidt Härtel
Zedi Schmidt
Mehlhorn Fensch
Meyer
(77.Walther)
Müller
Göhlert Chalaskiewicz
(78.Röver)
Tchipev Gatti
Biermann Lorenz
Meissner
(85. Mboma)
Löhr
Krieg
(86. Rolleder)
Kampf
Demir Lau
(53.Bobran)
 
Von Thomas Haubold
 

Keine 24 Stunden mussten seit dem Fiasko von Plauen vergehen, ehe Matthias Schulz seinen Trainerstuhl zu räumen hatte. Dirk Barsikow wurde die undankbare Rolle des Interimschoaches angedient. Beides war zu erwarten gewesen. Genauso wenig überraschend war der Umstand, dass nur der Übungsleiter die Konsequenzen zu tragen hatte. Und genau hier setzt das Unverständnis der Fans ein, die nahezu unisono der Meinung waren, dass die Mannschaft den weitaus größeren Anteil an der verfahrenen Situation hat. Ergebnis dessen war eine Krisensitzung der agilsten Fanclubs am Donnerstag, die in dem Entschluss gipfelte, mit einer grossangelegten Transpi-Aktion den Herren Spielern unsere Sicht der Dinge klar zu machen. Viele Fanclubs hatten zusammengelegt und so entstanden in einer grossen Bastelstrassenaktion gegen 80 Meter Sprüche, wie "Schulle hat die Spiele nicht verloren!!", "Und wann mobbt ihr Barsi raus?!!?" oder "Pech!! Kein Alibi mehr!!". Dazu kam noch schwarze Plane für die Südkurve. Auf Zaunsfahnen wurde im gesamten Oval verzichtet. Trotzdem hatten alle fleissigen Helfer bis Sekunden vor Spielbeginn zu tun, alles am Zaun zu befestigen. Für Momente hatte es sogar so ausgesehen, als ob der Geschäftsführer, Herr Müller, zu Hilfe kommen wollte, aber es blieb beim Shake-Hands ;o).

Nicht zu übersehen waren die ob der Dekoration und der vereinbarten frostigen Athmosphäre der 2000 verbliebenen Unvernünftigen mit 45 Schweigeminuten, auch die Stadionsprecher zogen mit und verzichteten auf das Anheizen, langen Gesichter der Spieler. Ob es nun daran gelegen hat, Barsi die richtigen Worte gefunden hatte oder Schulles Demission den Ausschlag gab, bleibt ungeklärt - auf jeden Fall stellten sich die Gescholtenen mit einer sehr ordentlichen kämpferischen und zum Teil auch spielerischen Leistung vor. Es wurde wieder der Zweikampf gesucht, kein Ball verloren gegeben. Da stellt sich natürlich unmittelbar die Frage, warum das nicht immer so war.

Solcher Einsatz hat in aller Regel auch Chancen im Schlepptau. Den Anfang durfte Meissner machen, dessen Distanzschuss den klasse aufgelegten Gästekeeper Herber zu einer ersten Bewährungsprobe zwang. Der Torjubel blieb auch Jan Schmidt nach Tchipevs Freistoss oder Krieg nach klasse Umkurven des Gegenspielers und anschliessendem Pfostenschuss versagt.

Lustig unterwegs waren in der Zwischenzeit die Freunde der Filmstadtinfernos, die, mit silbrigen Schutzanzügen angetan, einen netten Nachmittag zelebrierten und Steigerungsläufe im Käfig des Gästeblocks unter wechselnd irischer oder Jungpionierfahne unternahmen. Einen Grund für diese Übung könnte die sich aus der Umklammerung lösende Babelsberger Elf gegeben haben. Innerhalb kurzer Zeit ergaben sich durch Stellungspannen oder nicht schliessende Abseitsfallen Hundertprozentige. Aber Hieme und das geballte Unvermögen verhindern Schlimmeres. Nun war der CFC wieder am Drücker. Meyer, einer der Besten auf dem Platz, kommt von halbrechts im Strafraum zum Schuss, aber wie es in solchen Zeiten so ist, steht mit Demir der eigene Mann im Weg. Zwar kann er denn Ball stoppen und nach kurzer Drehung ins Tor schieben, aber durch seinen Ballkontakt erfüllte er den Tatbestand eines Abseits. Weiter torlos. Weitere Möglichkeiten folgen durch Krieg und Mehlhorn-Freistösse. Die Ernüchterung sollte jedoch in der Nachspielzeit folgen. Freistoss kurz vorm 16er, Chalaskiewicz legt sich die Kugel, Hiemann die Mauer zurecht. Mit Entsetzen beobachtet der geneigte CFC-Anhänger, dass der Schütze die Anlaufrichtung ändert, offensichtlich scheint die Mauer nicht optimal zu stehen. Und wahrlich: der Pole muss nur geradeaus rechts vorbei zu schiessen und die Kugel zappelt im Netz. Dummes Ding. Ausgerechnet in der Situation passiert mit Hiemann dem in letzter Zeit bestem Aktiven ein solcher Bug. Mit Pfiffen werden die Spieler zum Pausentee verabschiedet.

Der Start in die zweite Hälfte verschiebt sich ein wenig, weil die Filmstädter eine schmucke Nebelei vorzustellen hatten, die die gesamte Spielfläche verhüllte. Als sich die Schwaden gelichtet hatten, gab es für die Himmelblauen nur ein Ziel: der Anschlusstreffer musste her. Nun auch mit durchgehend guter Unterstützung von den Rängen mit Uffta und allem was dazu gehört. Tchipev war der Erste, der Herbers Kasten attackierte. Aber wie so oft gesellte sich zu fehlendem Glück auch noch Pech, der fulminate Schuss klatscht an den Pfosten. Chancen im Minutentakt, darunter ein weiteres Abseitstor von Demir, zeugen von einer Überlegenheit der Chemnitzer Mannschaft. Nur einmal kommen die Gäste gefährlich vors Tor und Biermann muss auf der Linie klären. Irgendwie schien ein Heimsieg von übergeordneter Stelle aus verboten zu sein.

In den letzten Minuten sah Barsi nur noch die Chance, neue Spieler einzuwechseln, darunter auch Walther, der dankenswerterweise zunächst auf die Bank musste. Leidtragende waren dabei Meissner, Krieg und Meyer, die allesamt recht gut waren. Leider nutzte auch das nichts mehr, der Sieg geht unverdientermassen nach Babelsberg.

Das sonst auch bei Niederlagen übliche Abklatschen sparte man sich, irgendwie hatte es auch keiner erwartet. Bis zur Normalisierung des Verhältnisses zwischen Fans und Spielern bedarf es sicher noch einiger Spiele mit dieser Einstellung. Der Anfang ist gemacht. Und ich muss gestehen: wenn die Truppe sich weiter so präsentiert, ist mir so bange nicht. Aufklärung hätte ich jedoch gern über das Phänomen plötzlich wiedererwachter Kampfeslust binnen zweier Tage. Aber die Frage wird wohl allzeit unbeantwortet bleiben.

 
 
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