Kampf, Tumult und Sieg
 
Spielstatistiken
Chemnitzer FC Einzelheiten Bayer 04 Leverkusen A.
Hiemann
:
CFC - Bayer Leverkusen 2:0
Sa. 19.04.03 - 14:00 Uhr - 27. Spieltag
Zuschauer: 2010 (0..1)
 
Torfolge
1:0 Walther (39.)  
2:0 Demir (87.)    
     
 
Schiedsrichter
Plaggenborg
Starke
Göhlert El Kasmi
Zedi Bozic
Schmidt Vranjes
Mehlhorn Callsen - Bracker
(51. Coupeck)
Tchipev Dogan
Walther Dittrich
(19. Sahin )
Meissner (59. Jörres) Jerat
Meyer Meyer
Mboma
(70. Rolleder)
Dzaka
Demir Bradaric
 
Von Thomas Haubold
 

Neben erfreulichen Dingen, die 2. Mannschaft des CFC gewann in Vielau das Spitzenspiel und Achim Müller verlängerte um ein Jahr seinen Trainerposten, hatten die letzen acht Tage auch allerlei Unerfreuliches parat. Zum Einen steckt jedem noch die Blamage im Schacht in den Knochen, zum Anderen wirbelte die Diskussion um den Umgang des Vereins (Stein des Anstosses ist das Bemühen, die UC sukzessive aus dem Stadion herauszubekommen und der Umstand, bei Schikanen in fremden Stadien keine Hilfe zu erhalten). Folglich war in der ersten Halbzeit die FiWi auch nur spartanisch dekoriert, einzig ein Transpi mit der Aufschrift "Dunkelheit in Chemnitz...L.I.C.H.T. an" hing in der 4. Stimmliche Unterstützung wurde für den Zeitraum gleichfalls auf ein Minimum reduziert. Mal sehen, ob diejenigen, an die das gerichtet war, verstanden haben.

Bei wunderbar bescheidenem Regenwetter hatten sich etwas über 2000 Zuschauer in die Arena verirrt. Die Leverkusen-Kiddies waren zu Gast, hatten sich für den Ausflug den Herrn Bradaric, seines Zeichens Nationalspieler, mitgebracht, und gleichfalls angetreten, dem Abstieg zu entfliehen. Der CFC hatte das gleiche Ansinnen und so konnte man sich auf ein ziemlich emotionsgeladenes Schiebchen freuen, zu Recht, wie sich später herausstellen sollte. Der Beginn des Kicks indessen geriet etwas fad. Beide hatten Angst vor irgendwelchen Pannen und so lahmten die ersten 15 Minuten vor sich hin. Dann wurde es etwas lebhafter, Schüsse von Meissner, Zedi und Mboma sorgten dafür, dass sich Starke im Leverkusener Tor ziemlich strecken musste. Das Tor aber fiel noch nicht. Stattdessen kamen auch die Gäste besser zum Zuge, hatten auch durch ihr schnelles Spiel Verwirrung in der Abwehr gestiftet. In letzter Konsequenz war es aber immer gelungen, noch ein Bein dazwischen zu bekommen. Vor allem Jan Schmidt gefiel durch kompromissloses Spiel. Eine halbe Stunde ist vorbei, als Demir das erste Mal nennenswert vorm Tor in Aktion tritt. Sein Kopfball wird abgewehrt, Meyer semmelt das Leder im Fallen neben die Kiste. Schade, die bisher beste Chance vertan. Bradaric findet gegenüber in Hiemann seinen Meister. Die übrige Zeit gefällt sich der Schiedser darin, mit kindlicher Begeisterung in seine Pfeife zu pusten und bunte Zettel hochzuhalten.

Es ist schon fast wieder Halbzeit, als man beobachten kann, wie sich Demir links an der Grundlinie mit der Hacke am Gegenspieler vorbeitankt, flankt und das Ding vom Torwart genau zu Walther geboxt wird. Der macht das einzig richtige, nimmt Mass und versenkt die Kugel. Verdiente Führung, Halbzeit.

Es ist Zeit, die gute Stube zu beflaggen, schliesslich soll doch im zweiten Teil alles wieder beim alten sein. Die Ultras kommen, so sie denn dürfen, auch zum Spiel und so werden die folgenden 45 Minuten durchgesungen. Auch das Spiel hatte nach zähen 20 Anfangsminuten so seine Knaller. Im Mittelpunkt der Schiedser. Walther hastet auf links Bradaric hinterher, bringt die Grätsche und mäht aber des Balles statt den Spieler um. Klare Gelbe, dachten sich alle, keine Frage. Aber was macht der Plaggenborg? Zieht die rote Karte! Irgendwie hat er das völlig Raum und Zeit vergessen. Wenig später hatten die Leverkusener Gelegenheit sich zu ärgern. Einer ihrer Offensivbemühungen liess die Kugel im Netz zappeln, aber nix da mit Tor! Bradaric hatte bei der Ballabgabe im passiven Abseits gestanden, dann aber ingegriffen unversenkt. Tja Pech, das Regelwerk sieht es nun eimal so vor. Dennoch wilde Diskussionen, es schaukelte sich langsam hoch, der Schiedser hatte sich endgültig von der Leitung des Spiels verabschiedet.

Aber es geht noch besser. Rolleder, der inzwischen im Spiel war, läuft, ebenso wie der Lev-Torer auf einen Ball zu, der irgendwo 25 Meter vorm Strafraum vor sich hinkugelt. Der Torer ist zwar schneller am Ball, aber nicht schnell genug, um Rolle zu entgehen, der ihn heftig umsenst. Das war zwar nichts anderes, als vorher bei Walther, aber hier lief das Spiel einfach weiter. Da der Torer sich theatralish im Drecke suhlt, spielt Team Rot die Murmel ins aus. Wahrscheinlich war er benommen von seinen vielen Abrollern. Irgendwie scheint das Ganze nicht tötlich ausgegangen zu sein, Starke steht wieder und hat erhebliches Mitteilungsbedürfnis in Richtung seiner Kollegen. Dass es eventuell ins Tor zurück müsste, schien im nicht bewusst zu sein, ein Umstand, der sich Sekunden später als Problem ausweisen sollte. Den fälligen Einwurf jedenfalls spielt Mehlhorn auf Demir, der dreht sich rum und spielt den Ball locker im leichten Bogen in Richtung Torer. Naja, nicht ganz richtig. In die Richtung, in der der hätte stehen sollen, wenn er nicht plaudernd in der Gegend rumgestanden hätte. So trug es sich aber zu, dass das Leder ins Tor abdriftet und der neue Spielstand plötzlich 2:0 heisst. Gut, dass ist schon ziemlich gegen die Konventionen und vielleicht auch nicht richtig fair, einen Einwurf, der entstand, um einen Spieler zu behandeln, nicht zum Kontrahenten zurückzuspielen. Aber so richtig schlechtes Gewissen will sich bei mir dennoch nicht einstellen, weil man es auch als gerechte Strafe für das ganze Gekasper der Leverkusener das Spiel über ansehen kann.

Auf alle Fälle war jetzt richtig gut was los: Die Levs rempelten wüst in der Gegend rum, brachten den Schiedser ziemlich in Bedrängnis, aber es wollte sich nicht ändern, das Tor war regulär gefallen. Zugegebenermassen brauchten auch die Ränge etwas Zeit, das zu realisieren. Aber dann kam der Jubel, Bedenken wegen Unsportlichkeit und Schadenfreude hielten sich die Waage. In der Zwischenzeit konnte man die zweite rote Karte des Spiels beobachten, es hatte den Bayer-Angestellten Meyer getroffen. Sekunden später wurde dann die neue Freundschaft Demir/Starke einer ernsten Prüfung ausgesetzt. Von Göhlert lang geschickt, drang Demir in den Strafraum ein. Starke tickt total aus, interessiert sich nicht mehr für den Ball, sondern nur noch dafür, wie er Knochen brechen kann. Hier hätte es schon wieder Rot geben müssen, ebenso wie für Demir, der als Konsequenz nachtrat. Und Elfer dazu. Souverän, wie der Pfeifenmensch nun mal war, gab es gar nicht. Starke Leistung Herr Plaggenborg, grosses Kino.

Dann war es schliesslich vorbei. Zwischen beiden Mannschaften bahnt sich sicher ein grosse Freundschaft an. Was zählt, sind die drei Punkte, der Fair-play-Pokal ist schön, aber Nebensache. Für Gesprächsstoff ist auch gesorgt, mal sehen, wie sich die Truppe in 10 Tagen in Osnabrück schlägt.

In diesem Sinne: Frohe Ostern!

 
 
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