Top Auftakt im Sachsenderby
 
Spielstatistiken
Sachsen Leipzig Einzelheiten Chemnitzer FC
Eckstein
:
Sachsen Leipzig - Chemnitzer FC 0:2
So. 02.07.03 - 14:00 Uhr - 1. Spieltag
Zuschauer: 7500 (1000)
 
Torfolge
  0:1 Meissner (27.)
    0:2 Wächtler (45.)
     
 
Schiedsrichter
Anklam
Hiemann
Bergner Karl
Bach Ahlf
Friedrich
(42. Ferl)
Teichmann
Radojicic Wächtler
Stark
(59. Kanitz)
Zivic
Schönberg Göhlert
Cramer Schindler
(87. Gillert)
Müller Mehlhorn
Kujat Meissner
(77. Rolleder)
Nemec
(46. Koslov)
Biermann
(46. Meyer)
 
Von Thomas Haubold
 

Die Erde hat uns wieder, so wie sie uns kennt. Nach 6 langen Wochen Sommerpause ohne Punktspiel stand gleich zu Beginn das Derby gegen den Aufsteiger Sachsen Leipzig auf dem Programm. Kein leichtes Unterfangen, da die Messestädter eine ambitionierte Zielstellung haben und ausserdem sicher noch die Euphorie der gewonnen Aufstiegsspiele in sich tragen. Dem gegenüber steht eine ziemlich umgekrempelte Chemnitzer Mannschaft mit neuem Trainer. Zwar verlief die Vorbereitung entgegen der letzten Jahre richtig erfolgreich und so ziemlich zum ersten Mal ohne Verletzungssorgen, aber ein Pflichtspiel ist doch eine andere Welt.

Aber was soll alles Orakeln, wer es wissen will, ist lieber am Tatort zugegen. Also machten sich in Summe etwa 1000 himmelblaue Enthusiasten auf den Weg. Gut 200 von ihnen hatten als Reisepartner das Unternehmen Zukunft gewählt, versprachen doch tropische Temperaturen und die Aussicht auf zu wenig Platz im Waggon eine kuschelige Angelegenheit zu werden. Einzig diesem Umstand ist es zu verdanken, dass abweichend der sonstigen Gepflogenheiten auch mal ein Bier konsumiert wurde, musste doch transpirierte Flüssigkeit ausgeglichen werden. Derart beschäftigt schaukelte man in die Heldenstadt, auf den Perron ergoss sich ein beachtlicher Strom Fans, wo sich die Herren und Damen in Grün rührend darum sorgten, dass jeder den kürzesten Weg zur S-Bahn findet und folglich alle in die Unterführung getrieben wurden. Dass der kürzeste Pfad nicht der schnellste sein muss, wurde in der Folge klar. Schleppend hatte sich der Pulk durch eine individuelle Leibes- und Taschenvisitation zu zwängen, was durchaus auch als Novum gelten darf. Als glücklich darf der Umstand bewertet werden, dass alle Reisenden ganz gut drauf waren oder dröge durch die Wärme, jedenfalls eskalierte die Sache nicht. Einiges später kam die Fuhre in Leutzsch an, ein paar Meter zu Fuss und der Alfred-Kunze-Sportpark, kurz AKS, war erreicht. Als Zeichen guter Vorbereitung hatte man zumindestens 1 Kassenhäuschen geöffnet. Aus Freude darüber rückten alle auch gleich ein bisschen dichter auf und wer bis dahin nicht pitschnass geschwitzt war, hatte es nun geschafft. Schön auch, dass die Idee des Drängelns und Schiebens vom Gastgeber sofort begeistert aufgenommen wurde und Löwen-Security gemeinsam mit der Staatsmacht ein neues Team als Widerpart bildeten. Irgendwie hatte das Ganze etwas den Anstrich eines Samstagabends zu Zonenzeiten vorm FZ. Naja, eines Tages hatte es sich entspannt, nicht zuletzt durch den nobelpreisverdächtigen Gedanken, 2 fliegende Händler einzusetzen.

Rechtzeitig waren alle im Käfig am Start, die Sehschlitze mit Bannern versiegelt - spätestens jetzt glaubte auch der Letzte die Geschichte, dass man hier den angrenzenden Fünfmeterraum nicht zu Gesicht bekommt - und ein kleines Meer an Doppelhaltern gelupft. Chemie seinerseits hatte als Intro eine Adaption der "Liebe ist.."- Comics vorbereitet und erklärte dem geneigten Volk, was "Ultra ist..". Wirklich nett und niedlich gemacht. Das ist positiv gemeint. Offiziellen Ansagen zufolge sollten 5100 Besucher dabei sein, aber wahrscheinlich wollte man nur dem Eichel Hans ein Schnippchen schlagen. Ich erhöhe einfach mal auf 7500. Es sah schon recht gut besucht aus.

Genug der Vorrede, Anpfiff und die neues Saison war endgültig freigegeben. Leipzig zeigte sich sofort bemüht, den Ball unter Kontrolle zu bringen und Druck zu entfachen. Noch im letzten Jahr hätte das einige Turbulenzen vor Hiemanns Tor ausgelöst, nicht aber jetzt in der von Steffen Karl brilliant organisierter Abwehr. Lautstark und stellungssicher sortierte er seine Mitstreiter zu einem Bollwerk, die Chemie's Angriffe ein ums andere Mal sicher abfingen. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn der Nervenkitzel so einfach weg ist, aber kein schlechtes. Das Forchecking begann bereits bei den Angreifern und spätestens bei Ahlf, Teichmann und Mehlhorn war Schluss. Sollte sich doch einmal ein Ball vorwitzig in Richtung Strafraum wagen, klärte Karl kompromisslos. Eine mannschaftlich wirklich gute und kompakte Vorstellung. Und nervenschonend, denn eine echte Chance für den FCS konnte nicht notiert werden. Nach gut 20 Minuten tat auch der CFC etwas für die Vorwärtsbewegung und in der 27. Minute war es dann soweit. Der sehr agile und ballsichere Schindler geht über rechts, schickt Biermann. Dessen Hereingabe drückt Meissner aus 8 Metern ins Netz. Das ganze spielte sich zwar etwas im Verborgenen ab, die eingangs erwähnte üble Sicht liess den Jubel doch erst zeitversetzt aufkommen, aber der war dann umso grösser.

In der Folge hatte Chemnitz auch im Angriff etwas mehr Anteile, Biermann sollte an der Stelle herausgehoben werden, der mehrfach nur ruppig gebremst werden konnte. Einer dieser Freistösse sollte denn auch zur Vorentscheidung führen. Biermann bekommt kurz vor der Starfraumgrenze einen Fuss an den Kopf, wird dabei unter dem Auge so verletzt, dass gewechselt werden muss. Den fälligen Freistoss drischt Karl in die Mauer, ein weiterer Versuch bleibt auch hängen, aber auf einmal hat Wächtler den Ball und kickt ihn ins rechte Eck. Jetzt brechen alle Dämme auf den himmelblau besetzten Traversen, denn so einen Auftakt hatten nur die grossen Optimisten erwartet. Gut, dass gleich Pause war, um sich wieder etwas zu sortieren.

nach dem Seitenwechsel kamen erst einmal Transpis auf beider Seiten zur Vorstellung: "Endlich wieder 3. Liga, endlich wieder dumme Gegner" bekannte die im Schatten stehende Chemnitzer Fraktion. Der Nordwall hielt ein Schriftstück "CFC-Schlossteichbrühe" nach oben. Ist es eigentlich schlimm, wenn das bis heute, trotz Erklärungsversuchen der Urheber noch keiner kapiert hat? Naja, ist auch wurscht. Der Fortgang der Ereignisse ist schnell umrissen: Chemie biss sich weiter die Zähne aus und Chemnitz tat nicht mehr als notwendig. Die wenigen Konter kamen leider noch zu unpräzise. Hier kann man sich gern noch steigern. Für Abwechslung sorgte noch eine gross angelegte Uffta über alle drei Chemnitzer Blocks, das konnte sich schon sehen und hören lassen. Ansonsten verstrich die Zeit fast ohne Aufreger. Hiemann hat selten Grund einzugreifen und wenn tat er das solide. So langsam hatten auch die Chemie-Fans keine Hoffnung mehr und verliessen vorzeitig den Tatort und auch den Aktiven selbst sah man kurz vor Ende die Resignation an.

Dann war auch Schluss. Schiedser Anklam hatte seine Sache gut gemacht. Und auch unsere Truppe hat sich in der Glut in gutem Fitnesszustand präsentiert. Sicher kann man sich Steigerungen, vor allem im Angriff vorstellen, aber man soll nicht nörgeln. Dieser Auftritt hat jedenfalls Spass gemacht und Hoffnungen geweckt, diesmal nicht zur Schissbude zu verkommen. Gemeinsam zelebrieren Mannschaft und Fans eine LaoLa, bevor es ans Abklatschen geht. Und Frank Rohde wird nicht müde, mit den Fans im Käfig "Auswärtssieg" zu skandieren. Einfach eine Gute-Laune-Stimmung.

Nach und nach löst sich das Treiben auf. Auf dem Weg zum Zug haben die Herren der Polizei nocheinmal die Chance genutzt, organisatorishes Geschick nachzuweisen, indem sie beide Lager vorm Bahnhof zusammen führt. Aber heute hat einfach niemand Lust auf Stänkereien und so besteigt man die Sauna zum Hauptbahnhof, wo sich endlich Gelegenheit bietet, die verlorene Flüssigkeit adäquat zu ersetzen. Den Rest des Unternehmens bestreitet man seriös im klimatisierten 1. Klasse-Waggon. Was für ein gelungener Tag!

 
Einzelkritik:

Holger Hiemann - 2
Stefen Karl - 1
Markus Ahlf - 2
Sven Teichmann - 2
Tino Wächtler - 2,5
Tomislav Zivic - 2
Daniel Göhlert - 3
Falk Schindler - 2
Ulf Mehlhorn - 2
Stefan Meissner - 2,5
Andreas Biermann - 2
Sebastian Meyer - 3,5
Steve Rolleder - 3,5
Sascha Gillert - ohne Wertung
 
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