Zu dumm, die Chancen zu nutzen
 
Spielstatistiken
Dynamo Dresden Einzelheiten Chemnitzer FC
Kresic
:
Dynamo Dresden - Chemnitzer FC 2:0
Sa. 27.09.03 - 14:00 Uhr - 9. Spieltag
Zuschauer: 8150 (1300)
 
Torfolge
1:0 Csik (45.)  
2:0 Wagefeld
(89. Elfer)
   
     
 
Schiedsrichter
Schriever (Otterndorf)
Hiemann
Bittermann Karl
(78. Lenk)
Oppitz Ahlf
Csik Gillert
(61. Schindler )
Ziebig Meyer
Langen
(87. Ratke)
Zivic
Wagefeld Göhlert
Beuchel Prymula
Jovanovic Mehlhorn
Heidrich
(78. Heller)
Meissner
(65. Rolleder)
Neubert
(80. Scholze)
Biermann
 
Von David Reich
 

Juhu, nachdem meine Wenigkeit in den letzten 2 Wochen im Wald campen durfte, der Bundeswehr hab Dank, stand nun wieder Zivilisation und Fussball auf dem Programm. Zwar ging es an diesem Wochenende zum spannenden Derby nach Dresden, wo nicht jeder ein zivilisiertes Benehmen kennt, aber das sollte erstmal zweitrangig sein.
Natürlich nutzte man auch an diesem Wochenende den tollen Service der Deutschen Bahn und fuhr 2 Stunden und 30 Minuten in die Landeshauptstadt. Mit an Board rund 400 himmelblaue Anhänger, die bereits auf dem Chemnitzer Bahnhof von Grünen auf Waffen und andere Massenvernichtungsmittel hin untersucht wurden. Naja, der Zug konnte dennoch pünktlich um kurz nach 10.00 Uhr abfahren. Bedauerlicherweise fand nicht jeder einen Sitzplatz und so stand man eben, sitzen ist schließlich für´n A....!
Zur besten Mittagszeit dann Einfahrt in den Dresdner Bahnhof, raus aus dem Zug und ab Richtung Stadion, links und rechts ein paar schwarz-gelbe Gaffer, hier und da ein stinkiger Finger, alles wie immer in der Hochwasserstadt. Für viele auffällig, die zahlreichen Steine, die innerhalb der Baustellen am Straßenrand lagen, was da wohl noch so geplant war ? Egal, das primäre Ziel war der Gästeblock, welcher eine halbe Stunde vor Anstoss erreicht war. Die, die Karten hatten, stürmten sofort den noch nicht sonderlich prall gefüllten Block, der Rest stellte sich an einer der langen Schlangen vor den Kassenhäuschen an. Es folgte eine optimale Beflaggung des Zaunes und das Verteilen der knapp 1000 Fähnchen. Alles war bestens fürs zweite Sachsenderby in dieser Saison gerüstet.
Auf dem Rasen wurde es langsam leer, das Aufwärmen war beendet, es folgten ein paar sinnlose Kommentare des Stadionsprechers und die Vorfreude wuchs weiter an. Und dann endlich passierte das, was sich alle wohl schon denken konnten - beide Mannschaften betraten die mit 8000 Zuschauern gefüllte Harbig-Ruine. Im Dynamo-K-Block entfaltete sich eine Choreo aus schwarzen Blättern, gelben Folienbahnen und einem UD-Logo, welches versuchte, ein CFC- bzw. STRIKERlogo aufzufressen. Feine Geschichte und Respekt an unsere Freunde aus dem Tal der Ahnungslosen, hat zwar mit Unterstützung der eigenen Mannschaft nix zu tun, aber das kann man ja von diesem Fanvolk nicht erwarten. Trotzdem Danke für die persönliche Choreo, wir hätten es selbst sicher nicht so toll hinbekommen. Ganz anders dagegen auf Chemnitzer Seite - ein Meer aus Fahnen, dazu ein 40 m langes und 3 m hohes Transparent mit der Aufschrift "Himmelsstürmer" bildeten ein gelungenes Bild und Ansporn für die Mannschaft, hier was zu holen.
Ob tatsächlich was zu holen war, konnte man in der ersten Halbzeit nur schwer ausmachen, beide Mannschaften lieferten sich fussballerische Magerkost, viel Mittelfeldgeplänkel, kaum Torchancen. Es war eben ein Derby und keine Mannschaft wollte zu viel riskieren. Erst zum Ende der ersten Hälfte hin boten sich Chancen für die Gastgeber - 5 Minuten vor dem Pausenpfiff zappelte der Ball bereits im Netz hinter Hiemann, doch das Schhiedsrichtergespann erkannte auf Abseits und die Null stand weiter. Kurze Zeit später gab es dann allerdings doch noch Jubelschrei der rund 6500 DD-Fans im Stadion - nach einer Einwurfverlängerung schoss Csik per Volley-Seitfallzieher zum 1:0 ein. Die Abwehr um Libero Karl hatte scheinbar gepennt, anders lässt es sich nicht erklären, wie man aus dieser Entfernung so frei zum Schuss kommen kann.
Es folgte die Halbzeitpause in der der lustige Stadionsprecher mit freudiger Stimmer schilderte er, wie einem CFC-Fan beim letzten Derby der Schal gezockt wurde. Natürlich fand er das ziemlich amüsant - stellt sich mir die Frage, wer solche Flachmatten ans Mikro gelassen hat ?! Man schüttelte mal wieder den Kopf bei so viel Dummheit, typisch Dresden.
Der Anfang der zweiten Halbzeit wurde durch eine weitere Choreo der Randpolen geprägt - unter dem Motto "Eure Zeit ist abgelaufen" entrollte sich eine Blockfahne, die irgendwas darstellen sollte, nur was wußte keiner der rund 1300 Anhänger im Gästeblock - Fazit: Üben ! Einfach aber gut - da sorgten die dicken Rauchschwaden im CFC-Block, die kurz darauf gen Himmel stiegen, schon für mehr Begeisterung. Überhaupt, die Stimmung im CFC-Block war ordentlich. Zwar stand ein Großteil der angereisten Fans nur zum Fussballgucken da, aber der Support war keines Wegs schlechter als der im K-Block. Selbst die Tatsache, dass ein Herr Biermann 4 !!! 100%ige Chancen versiebt, aus Nahdistanz den Keeper anschießt oder nur die Latte trifft, tat der Stimmung keinen Abbruch. Die Mannschaft wurde weiter unterstützt, auch als es in der 89. Minute nach Elfmeter plötzlich 2:0 für die Hausherren stand.
Das Spiel war verloren, die Spieler enttäuscht, allen voran Andreas Biermann, der den Tränen nahe noch lange nach dem Spiel im Strafraum an die ausgelassenen Chancen dachte. Kopf hoch, es kommen auch wieder bessere Zeiten, "Biere" !
Mit der traurigen Gewissheit, hier mindestens einen Punkt verschenkt zu haben, begab man sich auf den Heimweg in Richtung Bahnhof, der in diesem Jahr sicherer sein sollte (Das Dresdner Fanprojekt hatte alle Dynamos aufgerufen, noch eine halbe Stunde nach Spielende im Block zu bleiben, um einen sicheren Abmarsch der Himmelblauen zu gewährleisten). Wie sicher die Lage wirklich war, zeigte sich spätestens an der ersten großen Kreuzung, als 1000 doppel doofe Gaffer, Steinewerfer und Schläger auf eine Eskalation warteten. Wieder flogen Flaschen, Leuchtspurgeschosse, Erdbrocken und andere niveaulose Gegenstände in Richtung himmelblaue Meute. Nur durch Begleitung von 3 Wasserwerfern und einem gepanzerten Fahrzeug konnte ein relativ sicherer Abmarsch zu Stande gebracht werden. Über 300 Grüne umgaben den CFC-Pulk und sorgten für etwas Sicherheit. Lustig anzusehen, wie schnell urplötzlich ganze Kreuzungen frei von schwarz gelben Schläger-Kids waren, als sich 10-20 Uniformierte in Bewegung setzten. Sind eben zum Großteil Kinder, die außer gaffen, provozieren und werfen nicht viel im Hirn haben, ich als Dresdner würde mich dafür schämen. Aber wie schon gesagt, in DD ist sowas trauriger Alltag.
Mit 45 Minuten Verspätung war der Zug erreicht und die Stadt, in der an Spieltagen Gewalt und Terror regieren konnte verlassen werden. Trotz der Vorkommnisse kann man jedoch sagen, dass es im Vergleich zum Vorjahr etwas ruhiger zuging und das Derby auch mit Niederlage Spaß gemacht hat. Und irgendwo gibt´s ja schon die Vorfreude auf das Heimspiel in einem Jahr, wo es sicher wieder einen Dreier für die Guten geben wird.

 
Einzelkritik:

Holger Hiemann - 2
Stefen Karl - 3
Markus Ahlf - 3
Ulf Mehlhorn - 3,5
Sascha Gillert - 2,5
Tomislav Zivic - 2
Daniel Göhlert - 3
Kristian Prymula - 2,5
Stefan Meissner - 3
Andreas Biermann - 5
Sebastian Meyer - 3,5
Falk Schindler - 2,5
Steve Rolleder - 3
 
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