Dem Tod von der Schippe gesprungen
 
Spielstatistiken
Chemnitzer FC Einzelheiten FCS Leipzig
Süssner
:
CFC - Sachsen Leipzig 1:1
Sa. 29.11.02 - 14.00 Uhr - 18. Spieltag
Zuschauer: 3450 (750)
 
Torfolge
    0:1 Geißler (46.)
1:1 Göhlert (90.)    
 
Schiedsrichter
Hoyzer (Berlin)
Rechner
Teichmann
(6. Baumann
72. Simic)
Berger
Karl Kittler
Mehlhorn Bach
Göhlert Thielemann
(61. Radojicic)
Ahlf Geißler
(74. Kanitz)
Wächtler
(58. Prymula)
Kujat
Schindler Schönberg
Meissner Cramer
Rolleder
Koslov
(88. Nemec)
Arzt Zimmermann
 
Von David Reich
 

Das Jahr geht straff auf Weihnachten zu und das bevorstehende Sachsenderby sollte zugleich das letzte Heimspiel in diesem Jahr für den CFC darstellen. Zum Abschluss eines oft chaotischen Jahres fanden sich noch einmal knapp 3500 Zuschauer auf der Fischerwiese ein. Aus der Messestadt fanden laut MDR über 1200 Fans den Weg nach C-Town. Es dürften aber allenfalls 700-800 Leutzscher gewesen sein, die keine Choreo präsentierten und für ein Auswärtsspiel, noch dazu ein Derby, einen relativ schwachen Support boten. Ganz anders das Bild auf himmelblauer Anhängerseite. Die UC schmückten die Kurve mit großer Blockfahne und Spruchband. In Halbzeit 2 sorgten die Zipfelmützen Zschopau (Herzlichen Glückwunsch zum 3. Geburtstag) mit einer weiteren schicken Choreo für Derbyatmosphäre.
Ob es jedoch auch ein richtiges Derby spielerischer Art werden sollte, wurde vorerst bezweifelt, zu schlecht waren die Leistungen in den letzten Wochen, dass man nicht so recht an einen überzeugenden Sieg glauben wollte. Beim Club spielte diesmal Sebastian Arzt von Anfang an neben Sturmkollege Rolleder. Auf den übrigen Positionen fand man die gewohnten Gesichter wieder. Auf Leipziger Seite fiel vor allem Ronny Kujat auf, an den man sich noch gern erinnert (remember 1999).
Die ersten Spielminuten gehörten, unterstützt durch zahlreiche Kehlen in der Südkurve, den Chemnitzern. Der "Doktor" führte sich nach wenigen Minuten gleich prima mit einem Schuss aus 20 Metern ein. Der erste Negativhöhepunkt ließ gleichzeitig nicht lang auf sich warten, bereits nach 6 Minuten verletzte sich Sven Teichmann und musste durch Mike Baumann ersetzt werden. Das Spiel wurde nun stetig schlechter, der FCS kam besser ins Spiel aber Chancen sprangen nicht heraus. Der Südkurve war´s egal. Der Aufruf vom Fanrat sowie dem Fanprojekt hatte scheinbar gefruchtet, denn im Vergleich zu den letzten Heimspielen war die Stimmung endlos geil. Pogos durch den ganzen Block, Arm in Arm springen und schreien - wenn´s drauf ankommt, steht die Fanszene ganz eng zusammen und treibt den Club gemeinsam an. Warum die Mannen von Trainer Rohde trotzdem völlig verunsichert und überfordert agierten, bleibt ungeklärt.
Bis zur Halbzeit tat sich erschreckend wenig, sowohl auf dem Rasen, als auch im Gästeblock, schade eigentlich. Auch im CFC-Block wurde es etwas ruhiger, die Mannschaft ließ einfach den unbedingten Siegeswille vermissen, was die Stimmung natürlich nachhaltig beeinflusste. So kam die Pause genau zur rechten Zeit, vielleicht eine Gelegenheit für Wuschi, seiner Truppe zu sagen, dass es hier schon gegen den Abstieg geht und gegen die Sachsen unbedingt gewonnen werden muss. Zunächst beobachtete man aber das Halbzeitgeschehen. Stadionsprecher Kadner stellte die F-Jugend des CFC vor - alle aus den Jahrgängen 1998/1999 und für uns die bittere Gewissheit, dass man selbst nicht mehr der Jüngste ist. Lustige Geschichte, die mit einer Laola in der Südkurve endete. Hoffentlich könnnen das die Jungs in 20 Jahren mal vor mehr Zuschauern in einer höheren Liga auf der FiWi zelebrieren.
Die Pause neigte sich dem Ende und manch einer stand noch beim Bier. Vielleicht hatte aber gerade derjenige einen Vorteil, denn ihm blieb das Unheil in Minute 46 erspart. Die Sachsen kommen gefährlich vor das Gehäuse von Süssner, die Abwehr versucht zu klären, doch das bereitet den Hintermännern ungeahnte Schwierigkeiten. Der Ball landet stattdessen vor den Füssen von Geißler, der aus 12 Metern Volley ins Eck einschießen kann. Nix zu halten für Süssner.
Die mitgereisten Gästeanhänger tobten, ein Sieg der Sachsen würde gleichzeitig das Verlassen der Abstiegsränge für den FCS bedeuten. Und für den CFC ? Der Kontakt zu den bösen Rängen wäre hergestellt, 2 Punkte Vorsprung hätte man noch gegenüber dem 15. Platz gehabt. Nun ja, man hatte jedenfalls noch genügend Zeit, diesen Rückstand aufzuholen. Allein den Wille dazu konnte man bei den himmelblauen Kickern nicht finden. Aus der Abwehr gab es weiter hohe Bälle in die Spitze, die nur selten einen Abnehmer fanden. Erst mit der Hereinnahme von Prymulla, der für den überaus schwachen Wächtler kam, wurde das Spiel ein wenig besser. Auf der rechten Seite war nun mehr Bewegung und es fand stellenweise sogar ein Zusammenspiel statt. Während die Chemnitzer nun mehr riskieren mussten, warteten die Leipziger nun auf Kontermöglichkeiten. Eine davon hätte fast zum 0:2 geführt, doch Koslov scheiterte freistehend vor Süssner an seiner eigenen Ungeschicktheit sowie an Markus Ahlf, der mit letztem Einsatz auf der Linie klären konnte.
In der Folgezeit wurde das Spiel härter, die Leipziger erkrankten an Fallsucht und das Schiedsrichtergespann fiel mehrfach auf die Schauspieleinlagen rein. Bei jedem noch so kleinem Foul wurde sich auf dem Boden gewälzt, um am Ende doch eine plötzliche Heilung zu genießen. Symbolisch dafür auch die Geste von Markus Ahlf, der zur Seitenlinie rannte, die Krankentrage holte und damit in Richtung am Boden liegender Leipziger rannte. Natürlich stand dieser kurz darauf wieder auf den Beinen.
Von den Sachsenfans hörte man nun hin und wieder mal ein schwaches "Schäämie" oder "Absteiger, Absteiger", doch noch war nicht aller Tage abend. Zwar skandierte die komplette Südkurve nun auch lautstark "Wir ham die Schnauze voll", aber ein Verein, der mit 17 Punkten auf dem Abstiegsplatz steht, sollte Absteiger-Rufe nicht zu oft von sich geben.
Als kurz vor dem Ende alles entschieden schien, beglückte sich Stefan Meissner mit einer verdienten roten Karte und der Rest durfte die Nachspielzeit in Unterzahl zu Ende bringen. Man konnte zwar noch einen Eckball und Freistoss rausholen, doch keiner glaubte mehr an ein Tor. In Minute 92 dann die letzte Aktion im Spiel: Freistoss von rechts außen, Keeper Süssner und die ganze Mannschaft versammelten sich im gegnerischen Strafraum. Schindler läuft an, zieht den Ball auf den kurzen Pfosten, da kommt plötzlich Göhlert mit dem Kopf an den Ball und köpft ins lange Eck ein. Jeeaahhh, der Jubel kannte keine Grenzen, das Halbe Stadion lag sich in den Armen und man freute sich, wie schon lange nicht mehr. Der Puls stand mindestens doppelt so hoch wie sonst, die Stimmbänder mussten Schwerstarbeit leisten und das Blut beschleunigte auf Maximalgeschwindigkeit in den Adern - kurz gesagt, es war endlos geil und eine Genugtuung zugleich, denn der ganze Sachsenblock kotzte. Einfach riesig - eine Sekunde macht 92 vorangegangene Minuten fast vergessen. Zwar sahen sich einige Spieler beim anschließenden Abklatschen in der Kurve bösen Beschimpfungen ausgesetzt, doch vielleicht hat die Mannschaft gerade so ein Ding gebraucht, um eine Wende herbeizuführen.
Beim anschließenden Freibier in der Fanhalle bestand jedenfalls genug Zeit, um ausgiebig über das Spiel und die Situation zu disktuieren. Auch die komplette Mannschaft ließ sich blicken und stellte sich den Fragen der Fans. Danke dafür Jungs. Danke auch an Markus Ahlf, der nach dem Spiel sein CFC-Wappen auf seinem Trikot küsste und der Südkurve zeigte, für wen sein Herz schlägt. Solche Typen bräuchte man mehr in Chedmnitz.
Bleibt abschließend zu hoffen, dass man in Köln durch die Ausfälle von Meissner, Karl (5. Gelbe) und eventuell Teichmann nicht ganz so unter die Räder kommt. Es wird verdammt schwer, aber nichts ist unmöglich.

 
 
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