Sonstiges - Pressespiegel

 
Randale beim Stadtderby Sächsische Zeitung vom 02.09.02

Randale beim Stadtderby: Dynamo-Fans attackieren DSC-Anhänger / Danach Zusammenstöße mit der Polizei

Von Andreas Rentsch

Roy Helbig ist richtig groggy: "Die machen uns hier fertig, das gibt´s gar nicht." Kurz vor dem Schlusspfiff zischte eine Leuchtrakete knapp an seinem Kopf vorbei, hinein in den Fanblock des Dresdner SC im Rudolf-Harbig-Stadion. Helbig saß während des gesamten Spiels auf dem Gitter und heizte die Fans mit seinem Megafon zu Sprechchören an. Das ist seine Aufgabe, als Mitglied des Fan-Vereinigung "Apokalypse". Die Mannschaften auf dem Rasen hat das kaum beflügelt. 0:0 nach 90 friedfertigen Minuten gegen den Lokalrivalen Dynamo. Optische Höhepunkte waren Rauchbomben, die die Fans im Block C zündeten. Aber jetzt rüsten die gewaltbereiten "Ultras" der Gelb-Schwarzen zum Angriff auf das Häufchen schwarz-roter Fans, die noch im Block C stehen geblieben sind.
Der Eingang ist unbewacht, die Schläger drängen hinein. Sie scheinen zu wissen, wen sie wollen: Ein kurzgeschorener Mann drischt mit Fäusten auf den DSC-Fanbeauftragten Thomas Kaden ein, tritt nach. Auch Alex Liebel bekommt etwas ab. Obwohl er bei Dynamo eine Dauerkarte hat. Nur trägt er keinen Fan-Schal und steht zur falschen Zeit am falschen Ort: im C-Block.

Die dritte Halbzeit: Provozieren und Prügeln

Zusammenstehen, das sollte doch möglich sein nach dem Hochwasser, findet Liebel. Er wünscht sich ein Miteinander der Fanprojekte, hat gestern sogar mit einigen DSC-Fans gefeiert. Im nächsten Moment muss er einem braungebrannten Jüngling erklären, dass die dritte Halbzeit leider ausfällt: "Nein ich schlage mich nicht." Der will nicht akzeptieren: ?Komm schon, wir sind alle da.?
Unten vor den Gittern wogt Gelb-Schwarz vorbei. Stinkefinger werden gezeigt, Flüche gebrüllt. "Das kann nicht sein, dass ich als DSC-Fan, als Apokalypse-Mitglied so provoziert werde", schimpft Roy. Dabei ist er nicht der einzige, der jetzt um einen sicheren Heimweg bangt. Auch solch friedfertige Fußball-Liebhaber wie Horst Lindner werden die Straßenbahn nun meiden. Dabei hatte sich der Rentner nur in den DSC-Block gestellt, "weil der Andrang an den anderen Eingängen so groß war". Der Abschnittsleiter der Polizei hat nun mehr zu tun, als ihm lieb ist. Steffen Richter hatte vor dem Anpfiff noch prophezeit: ?Wir werden das hier ganz normal über die Bühne bringen.? Ganz normal, das heißt jetzt, dass die Beamten vor dem Stadion den Randalieren und Schlägern hinterherlaufen, die mit Flaschen werfen und Absperrgitter aus ihrer Verankerung reißen, um sie gegen die Polizisten zu schleudern. Einige haben sich vermummt. Wer hier enthemmter Fußballfan ist und wer kühl kalkulierender Hooligan, lässt sich nicht mehr ausmachen. Das Kräfteverhältnis zwischen Polizei und gewaltbereiten Dynamo-Fans an diesem Nachmittag: 120 zu 1 500. Ergebnis: 13 vorläufige Festnahmen und 43 verletzte Beamte, drei davon schwer. Erste Ausschreitungen hatten schon in der Halbzeitpause begonnen. Steffen Richters "Lieblinge aus dem K-Block" haben sich wieder einmal als unberechenbar erwiesen.

 
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