Der Verein - Geschichte

 
Die Jahre 1997 und 1999

Trotz des Aderlasses sollte sofortige Wiederaufstieg realisiert werden, ein Unternehmen, dass leider fehlschlug. So blieb als einziger positiver Effekt der Umzug aus dem unpersönlichen Thälmannstadion in die geliebte Fischerwiese, der 1991 von den DFB-Oberen die Zweitligatauglichkeit abgesprochen worden war. Dass die sportliche Situation noch das Geringste aller Probleme sein sollte, ahnte bis zum Mai 97 noch niemand.
Ein Kassensturz des neu gewählten Verwaltungsrates brachte Verbindlichkeiten von 3,5 Mio. Mark ans Licht, der CFC quasi bankrott. Nur durch den finanziellen Einsatz einiger größerer Chemnitzer Unternehmen konnte der Konkurs abgewendet werden. Jedem war jetzt klar, dass Sanierung das Tagesgeschäft bestimmen musste. Das Ziel Bundesliga musste hintenanstehen. Mit einem Kader von gerade 16 Spielern gelang es die Schulden abzubauen und die Klasse, wenngleich auch nur auf Platz 8 zu halten. Mit dem Geschick des Managers Siegmar Menz und dem Ruf, den Christoph Franke als Trainer unter seinen ehemaligen Schützlingen hatte, konnte die Mannschaft zu Beginn der Spielzeit 98/99 gut verstärkt werden. So kehrte beispielsweise Ulf Mehlhorn, ein Spieler mit Erstligaerfahrung, zurück.
Einer durchwachsenen Hinrunde, die sogar den Trainerstuhl wackeln ließ, folgte eine Serie, wie sie wohl noch keine Chemnitzer Mannschaft hingelegt hatte und die sogar bundesweit für Schlagzeilen sorgte. 1126 Minuten lang mussten die beiden Torhüter Fröhlich und Ananiev nicht hinter sich greifen. Eine Welle der Euphorie schwappte durch die Stadt. Himmelblaue Schals bestimmten das Bild in Schulen, die Zuschauerzahlen überstiegen die der Bundesligazeit - man war wieder da! Es machte Spaß Fan zu sein. Wann sah man das letzte mal 2.000 himmelblaue Anhänger an einem Mittwochsspiel nach Jena fahren. Noch deutlicher die stimmliche Überlegenheit gegen Croatia Berlin: 17 (handgezählte) Hauptstädter standen 1.000 Gästen gegenüber. Der CFC auf Tournee zum Staffelsieg. Einen Spieltag vor Schluss war es soweit. Im letzten Heimspiel gegen Zwickau konnte man Meister der Regionalliga Nordost werden. Und die Chemnitzer entledigten sich der Aufgabe in einer für die Rückrunde typischen Weise und schossen die Westsachsen, immerhin Zweitligaabsteiger und Aufstiegsaspirant, mit 4:0 ab. 10.000 Zuschauer im Freudentaumel. Doch noch war der entscheidende Schritt nicht getan, eine ungerechte Aufstiegsklausel führte dazu, dass der Aufsteiger im direkten Duell der beiden Meister von Nord- und Nordoststaffel ermittelt werden musste. Diese Konstellation brachte den Vergleich mit dem VfL Osnabrück.
Schnell waren die 1.500 Karten für das Spiel in Niedersachsen vergriffen. Für die siegesverwöhnten Chemnitzer gab es keine Frage, wer die bessere Mannschaft sein würde. Am Sonntag, dem 30.Mai machte sich eine Armada aus 17 Bussen und unzähligen privaten PKW auf den Weg nach Osnabrück. Laut Fernsehen sollen es fast 3.000 gewesen sein, die live dabei waren, als Ronny Kujat völlig unmotiviert den Ball im Strafraum mit der Hand spielte. Das folgende Gegentor war das erste seit langem. Mit 0:1 ging das Spiel zu Ende, auch gute Chancen konnten leider nicht genutzt werden. Der Optimismus unter den Anhängern war stark wie nie zuvor, hatte man doch auch gesehen, dass de Gegner nicht unbezwingbar war. Und so wurde die Mannschaft auch noch nach Spielschluss 30 Minuten lang gefeiert, als wäre das große Ziel schon erreicht. (Für mich persönlich das Größe, was ich als Clubfan bisher erlebt habe!).
Sogar einen Schwarzmarkt und gefälschte Tickets soll es gegeben haben, als eine Woche später das natürlich ausverkaufte Rückspiel anstand. Doch zunächst waren Geduld und starke Nerven gefragt. Viele Chancen des druckvollen Gastgebers wurden Beute des starken Osnabrücker Torwarts. Halbzeitstand 0:0. Aber die Gäste waren mürbe geworden. Danilo Kunze bringt das Stadion mit seinem Tor in der 55. Minute zum Beben und 18 Minuten später markiert ausgerechnet der Unglücksrabe der Vorwoche das entscheidende 2:0. Fast gespenstige Stille herrscht phasenweise im Stadion. Alle Nerven sind zum Bersten angespannt, dann der Schlusspfiff! Der CFC hat seinen Ruf in entscheidenden Situationen zu versagen abgelegt und ist verdient aufgestiegen. Was nun folgt, ist ein Rausch in himmelblau-weiß mit dem Höhepunkt auf dem Markt mit 7.000 freudetrunkenen Menschen. Die Stadt hat wieder Helden.

 
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